Die IMJA Gewinner*innen 2023

Musikjournalist*in des Jahres

deutsch

Julia Lorenz    
Autorin / Redakteurin (Zeit Online)

Eine Lobrede auf Julia Lorenz zu verfassen, ist die schiere Freude. Einerseits. Auf der anderen Seite hat man sich mit dieser Aufgabe exorbitant zeitraubenden Wahnsinn ans Bein gebunden: Kaum ein*e Kolleg*in hat im vergangenen Jahr ähnlich stetig Text um Text um Text veröffentlicht wie Julia Lorenz, und jeder einzelne davon lädt sehr nachdrücklich dazu ein, darin hängenzubleiben, noch ein Stückchen weiterzulesen, ein paar Zeilen noch, nur noch diesen Absatz zuende, und den nächsten ... willkommen im Kaninchenbau.
Völlig unabhängig davon, ob Julia Lorenz bei Zeit Online veröffentlicht, in ihrer Kolumne beim Musikexpress oder bei irgendeinem anderen Medium, das sich deswegen hoffentlich vom Glück geküsst fühlt, einerlei, ob sie über politische oder gesellschaftliche Fragen schreibt, über Klima oder über Kunst, über Erbauliches oder über Ekelhaftes: Es wirkt nie, als erledige sie da bloß einen Job. Lorenz schreibt stets mit Herzblut, mit Interesse an und Respekt vor ihren Themen, genau wie vor ihrer Leser*innenschaft. Dabei formuliert mit einer ungekünstelten, lässigen Eleganz, die eine*n in den nackten Neid treiben könnte, besänftigte nicht der gebotene Lesegenuss. 
Zum Glück für uns alle nutzt Julia Lorenz ihre vielen Talente immer wieder, um über Musik zu schreiben. Kenntnisreich und erhellend erörtert sie Künstler*innen, ihre Alben, Strömungen und Entwicklungen im Kulturbetrieb, und erweitert damit manchen Horizont. Ihre Top-drei-Lieblingsalben des letzten Jahres stammten übrigens von Rosalìa, Shygirl und Lucrecia Dalt, Geschmack hat sie also auch noch. Es ist eigentlich frech!
Für die Jury: Dani Fromm

Beste*r
Musik-
Journalist*in
des Jahres

englisch

Emma Warren
Author, Publisher

Die britische Dance- und Clubkultur hat der Welt über all die Jahrzehnte nicht nur die aufregendsten Musikstile beschert, zu denen wir unsere schicken Hintern schütteln konnten, von Lovers Rock bis Drum & Bass, von Dubstep bis Grime, von Synth-Pop bis UK Garage - sie hat auch einige der besten, leidenschaftlichsten, sachkundigsten, meinungsfreudigsten und ja, auch sehr lustigen und unterhaltsamen Musikjournalisten hervorgebracht. Zum Beispiel in Magazinen wie dem brillanten Jockey Slut aus den 90er Jahren, das von der diesjährigen Gewinnerin des Preises für den internationalen Musikjournalisten des Jahres mitbegründet wurde: Emma Warren. Sie hat tonnenweise Texte für alle großen Zeitungen wie den Guardian, Observer, The Face, Fader, MixMag und so weiter geschrieben, Podcasts gemacht, Vorträge gehalten, auf allen möglichen hochkarätigen Plattformen kuratiert. Außerdem hat sie einige großartige Bücher geschrieben, von denen ihr neuestes, "Dance Your Way Home: A Journey Through The Dancefloor" ("Tanz Dich nach Hause: Eine Reise durch den Dancefloor"), hat uns zu der Entscheidung gebracht, dass es endlich an der Zeit ist, sie mit diesem Preis zu ehren. In dem Buch erzählt sie ihre persönliche Tanzgeschichte von einer Zeit, als sie noch nicht einmal zur Schule ging, über die Zeiten, in denen sich ihr Leben mehr und mehr mit all den dynamischen Tanzentwicklungen im Vereinigten Königreich ab den späten 80ern ausrichtete, angefangen mit Acid House bis hin zu den Jungle-lastigen 90ern und was es sonst noch gab - Sie hat alles gesehen, alles verarbeitet, alles abgedeckt und sich durchgetanzt bis in die Gegenwart, wo sie immer noch tanzt und sich an den modernen Formen der Tanzkultur für alle Altersgruppen erfreut, an gemeinschaftlichen Formen des Zusammenseins, die gleichzeitig brandneu und völlig altmodisch erscheinen. Möge die legendäre Emma Warren noch sehr lange weiter tanzen und schreiben!
Für die Jury: Hans Nieswandt

Beste
musikjournalis-
tische Arbeit
des Jahres

Text - deutsch

Lena Bammert Die Welt ist eine Scheibe - Süddeutsche Zeitung

Lena Bammert entführt uns mit ihrem Text in die Welt eines weiblichen DJs, die wert darauf legt, nicht als DJane bezeichnet zu werden. Die einen langen Weg zurückgelegt hat, um als Frau mit Migrationshintergrund ernstgenommen zu werden. Die in einem Schuhgeschäft begann und nun als DJ Sedef Adasï unter anderem im Berliner Berghain und im Münchner Blitz-Club für regelmäßige Sets gebucht wird.
Als freie Journalistin für die großen Tages- und Wochenzeitungen schreibt Bammert „über alles“, wie es in ihrem Profil bei der „Zeit“ heißt. In ihrer „SZ“-Geschichte „Die Welt ist eine Scheibe“ spüren die Leser, dass sie es bei ihr nicht mit einem reinen Musik-Nerd zu tun haben, sondern mit einer Autorin, die sich in ihrem Porträt auf zauberhafte Weise mit dem Menschen befasst. Die sich für die Herkunft, das Aufwachsen, die Kultur der Familie sowie die Vielseitigkeit ihrer Protagonistin interessiert. Für die Sedef Emini, die mit 15 Jahren begann aufzulegen, die aber auch selbst Musik macht. Die nach 15 Jahren Arbeit in einer Männerwelt vor zwei Jahren endlich Erfolg hatte. 
Bammert nimmt uns mit auf eine Reise durch ein Leben vom Teenager bis zur erwachsenen Frau. Sie zeigt uns eine Binnensicht, lässt uns die Geschichte ihrer Heldin miterleben. Man möchte nicht aufhören zu lesen.
Für die Jury Susanne Baller

Beste
musikjournalis-
tische Arbeit
des Jahres

Text - englisch

Matthew Schnipper  The Sound of Grief - The New Yorker

Was ist Musikjournalismus? Jedes Jahr stellen wir uns diese Frage. Was ist Musikjournalismus heute? Wozu ist er gut und was leistet er? Was kann er leisten? Und was sollte er leisten?
Antworten gibt es so viele, wie es fantastische Beispiele für das Schreiben über Musik gibt. Aber manchmal, manchmal gibt es dieses eine Stück, das heraussticht. Das einen die Musik spüren lässt und es dennoch schafft, über sie hinauszugehen und eine höhere Wahrheit anzustreben, die jenseits des Klangs, des Textes, des Handwerks selbst zu finden ist.
In seinem sehr persönlichen Essay "The Sound of Grief", der im New Yorker veröffentlicht wurde, ist Matthew Schnipper genau dies gelungen. Der in New York City lebende Autor und Redakteur, der unter anderem für The Fader, Pitchfork, GQ oder das New York Magazine schreibt, erforscht darin den Verlust seines 22 Monate alten Sohnes anhand der Musik, mit der er, Matthew, aufgewachsen ist, der Musik, die ihm in seiner Jugend geholfen hat, der Musik, die den Namen seines Sohnes, Renzo Rollins Schnipper, inspiriert hat, der Musik, die er mit ihm geteilt hat, der Musik, die Renzo geliebt hat, der Musik, zu der Renzo geklatscht und gelächelt hat - und der Musik, die Matthew nach dem Tod seines Sohnes nicht mehr hören konnte.
"The Sound of Grief" ist ein emotionaler Schlag in die Magengrube. Aber es ist klar, dass es nicht geschrieben wurde, um einen Schlag in die Magengrube zu versetzen oder um den Bekanntheitsgrad des Autors zu erhöhen. Es ist ein mutiges Werk, in dem der Schmerz des Autors durchscheint und der Leser die Last spürt, die er und seine Partnerin tragen. Matthew gelingt das seltene Kunststück, das Persönliche, das Musikalische und das Transzendente organisch in einem atemberaubenden Essay zu verbinden, der jeden Leser als eine andere Person zurücklässt, als er vor der Lektüre war.
Für die Jury: Aida Baghernejad

 

Beste
musikjournalis-
tische Arbeit
des Jahres

Audio - deutsch

Falk Schacht / Sophie Kernbichl / Finna / Edis Ünek  Queerer Deutschrap - der PULS Podcast mit Falk Schacht- PULS / Bayerischer Rundfunk

Das Jubiläum „50 Jahre Hip Hop“ wirft im Jahr 2023 auch die Frage auf, was gibt es dieser Geschichte heutzutage noch hinzuzufügen, ohne die immer gleichen Anekdoten in Variationen zu wiederholen? Der Podcast „Queerer Deutschrap“ von Puls (Bayrischer Rundfunk) schafft das auf eindrückliche Weise, in dem er sich einem Thema und einer Gruppe von Menschen widmet, das und die den Hip Hop zwar mitgeprägt, aber seit Jahrzehnten deutlich zu wenig Aufmerksamkeit bekommen haben. Falk Schacht, Sophie Kernbichl und ihre Gästin Finna rücken diese queeren Perspektiven im Podcast „Queerer Deutschrap“ in den Mittelpunkt und geben den Protagonist*innen den Raum, der ihnen zusteht. 
Über sechs Folgen analysieren sie zum Beispiel zusammen mit Rapper*innen wie Ebow, Lia Sahin, Sir Mantis, Sookee oder Kay Shanghai, welche Rolle Homophobie und toxische Männlichkeitsbilder spielen und warum solche Männlichkeitsbilder im Rap besonders ausgeprägt sind. 
Auch grundsätzlicheren Fragen wird versucht auf den Grund zu gehen: Was zeichnet queeren Rap überhaupt aus und welche verschiedenen Perspektiven gehören zur LGBTQIA+-Community? Vor allem beweist dieser Podcast auch: queere Acts und Perspektiven sind von Anfang an Teil des Diskurses „Hip Hop“. Dafür wird - trotz des Titels „Queerer Deutschrap“ - auch ein intensiver Blick auf die Geschichte des Genres in den USA oder UK geworfen.
Die Frage, warum uns mal wieder ein weißer „cis“ Mann die Welt erklären / diese Geschichte erzählen soll, hat wiederum die Jury sehr beschäftigt. Letztendlich hat uns überzeugt, dass in allen sechs Podcast-Folgen vor allem die queeren Protagonist*innen meinungsstark zu Wort kommen und der männliche Show Host eher wie ein Gastgeber wirkt, der seinen Gästinnen Raum und Reichweite gibt, ohne gönnerhaft zu wirken oder ins mansplaining zu verfallen. Und auch, weil er sich selbstkritische Fragen stellt und die eigene Vergangenheit als Negativ-Beispiel dient. Der Podcast ist ein Gewinn für alle, die aufgeschlossen sind, etwas dazu zu lernen und anders zu handeln, um ein*e Ally für queere Künstler*innen zu sein.  
Die Jury möchte ausdrücklich die Teamleistung aller Podcast-Protagonist*innen herausstellen und prämieren. 
Jede*r Hip Hop Fan sollte diesen Podcast gehört haben.
Für die Jury: Jessica Hughes & Elissa Hiersemann

Beste
musikjournalis-
tische Arbeit
des Jahres

Audio - englisch

Larry Mizell, Jr.  50 Years Of Hip-Hop - KEXP

2023 ist - wie wir alle wissen - das Jahr, in dem der Hip-Hop 50 Jahre alt wird. Zumindest wurde eine Party, die am 11. August 1973 in der Bronx stattfand, kollektiv ausgewählt, um die Geburt des Genres zu feiern. KEXP, die Public Radio Station aus Seattle, Washington, nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, die Kunstform und kulturelle Praxis in ihren verschiedenen Ausprägungen und ihren Protagonisten mit der mehrteiligen, einjährigen Podcast-Serie 50 Years of Hip-Hop zu feiern. Moderator Larry Mizell Jr. und seine Kollegen von KEXP nehmen uns mit auf eine Reise, die sowohl wichtige musikalische Meilensteine als auch Nebenschauplätze und Underground-Phänomene der Hip-Hop-Kultur in den Blick nimmt und zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen lässt.
So erfahren wir zum Beispiel, dass Blondie zu den ersten Verbündeten der Hip-Hop-Kultur gehörten, die 1980 mit ihrem Nummer-1-Hit Rapture den Rap ins Mainstream-Radio und Rapper wie Fab 5 Freddy ins Rampenlicht brachten. Wir erfahren, wie das Scratching erfunden wurde oder inwieweit sich Hip-Hop-Crews 1984 von Prince oder Kraftwerk beeinflussen ließen und in der Folge Elektro-Rap die Szene dominierte. Wir erfahren, wie die palästinensische Crew DAM den Hip-Hop nutzt, um die bestehenden Verhältnisse in ihrem Heimatland zu verändern. Wir feiern den innovativen Sound von Missy Elliott, der das neue Jahrtausend einläutete, oder tauchen tief in das Album Speakerboxxx/The Love Below ein, OutKasts Opus magnum aus dem Jahr 2003 - und das letzte Album, das einen Grammy in der Kategorie Album des Jahres gewann.
Und vor allem erfahren wir, dass es schon vor dem berüchtigten 11. August 1973 eine aufkommende DJ-Kultur und legendäre Blockpartys in New York gab, wo DJs wie DJ Hollywood, die in der Hip-Hop-Geschichtsschreibung oft übersehen werden, die Kunst des Feierns für immer veränderten, indem sie mit zwei Plattenspielern parallel auflegten und ihre eigenen Texte über die Musik und die Breaks legten.
Die Podcast-Serie 50 Years of Hip-Hop ist ein wilder, lehrreicher und vor allem unterhaltsamer Ritt durch ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte, der einmal mehr verdeutlicht, wie aus der Underground-Kultur marginalisierter afro-amerikanischer und Latin Kids der dominierende Player der heutigen Popkultur wurde.
Für die Jury: Katharina Grabowski

Beste
musikjournalis-
tische Arbeit
des Jahres

Multimedia - deutsch

Julia Schweinberger / Lennart Bedford-Strom / Friederike Wipfler / Anne Brier / Sammy Khamis  Dirty Little Secrets - ARD Mediathek

as Gemeinschaftswerk "Dirty Little Secrets" von Julia Schweinberger, Lennart Bedford-Strom, Friederike Wipfler, Anne Brier und Sammy Khamis ist ein vielseitiger Ansatz zum Geschichtenerzählen. Durch die kunstvolle Kombination von Text, Audio, Video und visuellen Elementen hat dieses Team eine eindringliche Erfahrung geschaffen, die die Grenzen des traditionellen Journalismus überschreitet.
Ihre Arbeit erinnert uns daran, dass es bei Musik nicht nur um die Noten und Texte geht, sondern auch um das Leben, die Kämpfe und die Triumphe derer, die sie schaffen.
In einer Welt, in der sich der Musikjournalismus oft auf Glanz und Glamour konzentriert, ist "Dirty Little Secrets" eine ergreifende Erinnerung daran, dass es unter der Oberfläche Tiefe und Komplexität gibt. Es ermutigt uns alle, die Schichten der Musik und die Geschichten zu erforschen, die dem Rampenlicht verborgen bleiben.
Herzlichen Glückwunsch an Julia Schweinberger, Lennart Bedford-Strom, Friederike Wipfler, Anne Brier und Sammy Khamis zu dieser wohlverdienten Anerkennung!
Für die Jury: Niloufar Behradi-Ohnacker

Beste
musikjournalis-
tische Arbeit
des Jahres

Multimedia - englisch

Sophia Jones / Nidzara Ahmetasevic / Milivoje Pantovic The DJ and the War Crimes- Rolling Stone/Starling Lab

Der Artikel "The DJ and the War Crimes" von Sophia Jones, Nidžara Ahmetašević und Milivoje Pantović, der im Rolling Stone veröffentlicht wurde, ist unbestreitbar ein Meisterwerk des investigativen Journalismus.
Diese Journalisten haben sich in ihrem Beitrag mit einem außergewöhnlich sensiblen und komplexen Thema auseinandergesetzt. Sie haben die Leser gekonnt auf eine fesselnde Reise mitgenommen und die schmerzliche Realität von Kriegsverbrechen und deren verheerenden menschlichen Tribut beleuchtet.
Was diesen Artikel so bemerkenswert macht, ist nicht nur sein akribisch recherchierter Inhalt, sondern auch seine beeindruckende multimediale Umsetzung.
Es ist eine Freude und eine Pflicht, Sophia Jones, Nidzara Ahmetasevic und Milivoje Pantovic für ihre außergewöhnlichen Beiträge zum investigativen Journalismus und zum multimedialen Geschichtenerzählen zu ehren.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser wohlverdienten Anerkennung!
Für die Jury: Niloufar Behradi-Ohnacker

 

Beste 
musikjournalis-
tische Arbeit 
unter 30 Jahren

deutsch

Manuel Biallas  Schwul im Rap - Limits in London - RBB

Cok güzel. Superb. Impresionante! Dieser Podcast vereint alles, was ich mir von jungen Journalist*innen wünsche: Kreativität, Ausland, Gesellschaftskritik, Aufmüpfigkeit und Information. Manuell Biallas schafft es neben seinem Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk noch einen RBB-Podcast unterzubringen. Er schafft es mithilfe des Überbegriffs "Queer in Europa" geschmeidig Geschichten über schwedische Flüchtlingspolitik, religiöse Spannungen in Italien, die Geschichte der Romani-Gemeinden in Bulgarien und eben auch über Hip-Hop zu berichten. Auch wenn ich es etwas holprig fand, dass er direkt zu Beginn der ausgezeichneten Podcast-Folge "Schwul im Rap - Limits im London" spezifisch von Bengalisch, Vietnamesisch oder Türkisch spricht, während die Sprachen des afrikanischen Kontinents als "afrikanische Sprachen" zusammengefasst werden, tut das der Exzellenz dieser Arbeit keinen Abbruch. Biallas erzählt in dieser Episode die Story von zwei aufstrebenden Künstler*innen im Vereinigten Königreich. Es geht um den schwulen Rapper Dennell und die queer*e Skater*in Sheiva. Ich liebe, dass wir hören, wie der Reporter an der Türklingel der portraitierten Acts klingelt. Ich liebe, wie der Reporter seine Umgebung beschreibt. Ich liebe, wie der Reporter uns erklärt, welche Begriffe er warum verwendet. Ich bin sehr stolz!
Für die Jury: Malcolm Ohanwe


Rike van Kleef  Wer gibt hier den Ton an? Warum Gender Imbalance nicht egal ist - MusikWoche

"Der folgende Artikel bezieht sich auf Abschnitte meiner Abschlussarbeit", stellt Rike van Kleef ihrem Gastbeitrag in der MusikWoche voran. Das erklärt auch gleich die nüchterne, völlig un-blumige Sprache, die ihre Abhandlung über "Gender-Imbalance im Booking" (abgesehen von ihrem traurigen Thema) nicht zu dem macht, was gemeinhin einen Lesegenuss ausmacht. Wir haben diesen Text dennoch für höchst Preis-würdig befunden. 
Viel zu oft nämlich brechen hysterische Diskussionen los, ehe überhaupt jemand die Datenlage gecheckt hat. Genau das hat Rike van Kleef getan. Auch wenn man eigentlich mit zwei ausgestochenen Augen sehen könnte, dass FLINTA in der Musikbranche noch immer dramatisch unterrepräsentiert sind, belegt sie dies zunächst einmal mit soliden Zahlen, und räumt dann erst mit den Mythen von "fehlendem Angebot" und "mangelnder Qualität" auf. 
Wissenschaftlich erhobenen Fakten kann man in aufgeheizten Zeiten wie den unseren gar nicht genug Platz einräumen. Wir bedauern, dass ein solch flammendes Plädoyer für mehr Gendergerechtigkeit im Booking noch immer nötig ist. Wir möchten zuversichtlich bleiben, dass es auf mehr und mehr offene Ohren trifft. "Ich bin nicht bereit, noch 132 Jahre zu warten", schließt Rike van Kleef, und wir schließen uns voll umfänglich an.
Für die Jury: Dani Fromm

Ridal Carel Tchoukuegno  Bloß keine Heartaches - Zeit Online

Ich feiere es, dass wir in der deutschen Medienwelt an einem Punkt angelangt sind, wo Menschen, die wirklich von klein auf Ahnung und Expertise von Musikrichtungen jenseits West-Europas und Anglo-Amerikas haben, die Möglichkeit haben, Musik zu sezieren, zu bewerten, zu besprechen, zu loben und zu zerreißen. Für Zeit Online rezensiert Ridal Carel Tchoukuegno Peter Foxs Album "Love Songs". Sehr pointiert kontrastiert er, wie Afrodrill, eine Genre unter anderem geprägt durch britischen Rap und westafrikanischen Pop, bei schwarzen Musikern wie Headie One oder M1llionz der Soundtrack für die Bewältigung von Armut und Gewalt ist und für Peter Fox ein Ventil sei, um Persönlichkeitsentwicklung zu beschreiben. Ein rundum informativer und kurzweiliger Text. Auch, wenn er sich mit Meinung und Bewertung der Musik eher zurückhält, wozu das Genre der Rezension eigentlich regelrecht einlädt, funktioniert der Text dennoch in seiner Fähigkeit Sachverhalte simpel und verdaulich zusammenzufassen. Come thru Cameroon!
Für die Jury: Malcolm Ohanwe